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BCFC zwitschert:

The Blues in Europe: 1955-1958

Die Entstehung des "Messepokals"

Der Messepokal
Trophée Noel-Beard (www.wikipedia.de)

Noch vor den bekannten Europapokalen der Landesmeister und Pokalsieger und des UEFA-Cups, aus denen vor Jahren die heute gültige Champions League und die Europa League entstanden, wurde im Jahr 1955 in Basel mit dem „Messestädte-Pokal“ (engl. „Inter-Cities Fairs Cup“) der erste europäische Fußballwetbewerb ins Leben gerufen. Grundgedanke der Gründer war es, einen Pokal unter den europäischen Messestädten wie Barcelona, Basel, Birmingham, Frankfurt am Main, Kopenhagen, Lausanne, Leipzig, London, Mailand, Wien und Zagreb auszuspielen. Teilnehmer waren jeweils Städteteams oder Klubs als Vertreter dieser Handelsstädte, die ab 1955 um die Trophée Noel-Beard spielten. Nachdem sich die Austragungen der beiden ersten Auflagen noch über drei bzw. zwei Jahre hinzogen, wurde ab der Saison 1960/61 jährlich eine Siegerstadt ermittelt. 1971 wurde dieser Wettbewerb eingestampft und durch den UEFA-Cup ersetzt.

 

Der Messepokal war nicht tabellenstandsbezogen, sondern die Teilnahme wurde nur durch den örtlichen Messestandort garantiert. Und so machten sich auch die Fußball-Funktionäre in England ihre Gedanken um die zu meldenden Teams für den ersten Wettbewerb, der im Jahr 1955 starten sollte. Während in der Messestadt London eine Stadtauswahl zusammenkam, scheiterte dieses Vorhaben in Birmingham an dem Veto von Aston Villa, die auf keinen Fall mit den Blues zusammenarbeiten wollten. Birmingham City sagte Danke, zog die Sache alleine durch und ging damit als der erste englische Verein, der an einem Europapokal teilnehmen sollte, in die Fußball-Geschichte ein.

 

Der erste Messestädte-Pokal wurde von 1955 bis 1958, also über sage und schreibe drei Jahre, ausgetragen. Mit Birmingham City und der Stadtauswahl London gingen zwei englische Vertreter an den Start. Von den zwölf Premierenteams kamen mit der Stadtauswahl Leipzig, der Stadtauswahl Köln und der Stadtauswahl Frankfurt am Main gleich drei Vertreter aus Ost- und Westdeutschland, von denen es allerdings niemand als Gruppensieger in das Halbfinale schaffen sollte (Köln verzichtete sogar auf die Teilnahme). Im Gegensatz zu Birmingham City und London...

 

Das Abenteuer beginnt: Was ist ein Auswechselspieler?

Arthur Turner
Arthur Turner (www.bcfc.com)

Das "Abenteuer Europa" begann für Birmingham City am 16. Mai 1956 mit dem Auswärtsspiel bei Inter Mailand, die zusammen mit der Stadtauswahl von Zagreb (eigentlich Dinamo Zagreb) und den Blues in der Gruppe B um den Sieg spielten.

 

Hinter den Blues lag die bisher erfolgreichste Liga-Saison der Vereinsgeschichte, die das Team von Trainer Arthur Turner auf Platz 6 der First Division abschloss. Zehn Tage vor dem Trip nach Italien standen die Blauen sogar noch im FA Cup-Finale gegen Man City, welches leider mit 1:3 verloren ging.

 

Der BCFC-Tross machte sich vom Flughafen Elmdon auf den Weg nach Mailand. Nicht mit an Bord war Kapitän Len Boyd, der aufgrund seiner Flugangst Tage vorher den Land- und Wasserweg durch Mitteleuropa bevorzugte. Bei der Ankunft seiner Kollegen stand Boyd winkend auf der Treppe des Hotels.

 

Die äußeren Umstände des ersten Europokalspiels einer englischen Vereinsmannschaft waren eher bescheiden. Nicht etwa das San Siro, sondern lediglich der Trainingsplatz von Inter war der Austragungsort des Spiels am 16. Mai 1956, welches gerade einmal 7.000 Zuschauer anlocken sollte. Und die sahen eine torlose Premiere, bei der sich Birmingham zunächst einmal mit der ungewohnten Situation eines Auswechselspielers vertraut machen musste. Während dies in England bis Mitte der 60er Jahre verpönt war, durfte im Messepokal zweimal gewechselt werden. Coach Turner machte hiervon keinen Gebrauch.

 

16.05.1956: Inter Mailand - Blues 0:0

Inter: Ghezzi, Fongaro, Giacommazzi, Masiero, Ferrario, Invernizzo, Lorenzi, Vonlanthen, Fraschini, Celio, Skoglund.
Blues: Merrick, Badham, Green, Watts, Newman, Warmington, Cox, Kinsey, Brown, Murphy, Govan.

Zuschauer: 8.000


Vom Comer See nach Zagreb

Eddy Brown
Eddy Brown (www.bcfc.com)

Nach einem sechstägigen Aufenthalt am Comer See ging es per 13stündiger Anreise nach Zagreb ins frühere Jugoslawien, wo die dortige Stadtauswahl, die man guten Gewissens als die Mannschaft von Dinamo Zagreb bezeichnen kann, auf die Gäste aus England wartete.

 

Dank einer wie schon in Mailand überragenden Leistung von Keeper und Blues-Legende Gil Merrick feierten die Blauen mit dem 1:0 (1:0)-Auswärtssieg ihren ersten Euro-Triumph. Eddy Brown ging als erster Europapokal-Torschütze in die Geschichte der Blues ein.

 

Geoff Cox ging in dieser Partie übrigens als erster Auswechselpieler in einem Pflichtspiel in die Geschichte der Blues ein, was bei englischen Fußball-Puristen zu heftigem Redebedarf führte.

 

21.05.1956: Stadtauswahl Zagreb - Blues 0:1 (0:1)

Zagreb: Kralj, Beseredy, Crnkovic, Santek, Horvat, Resek, Conc, Abadzic, Medved, Firm, Lipsinovic.
Blues: Merrick, Badham, Allen, Boyd, Newman, Warhurst, Lane (Cox), Finney, Kinsey, Brown (1), Murphy.

Zuschauer: 12.000


Heim-Premiere unter Flutlicht

Im November (?) des Jahres 1956 gab es dann eine weitere Premiere: Das Rückspiel gegen Zagreb und damit das erste Europapokalspiel im St. Andrew's. Und das unter Flutlicht, welches am 31. Oktober des Jahres mit einem Freundschaftsspiel der Blues gegen den amtierenden deutschen Meister Borussia Dortmund feierlich eingeweiht wurde (siehe auch "Blue Stories" auf dieser Homepage).

 

Während es im Ligabetrieb der Saison 1956/57 nicht besonders gut für die Blues lief, feierten die Blaunasen vor 40.000 Zuschauern nach Toren von Bryan Orritt, der bereits nach drei Minuten netzte, Eddy Brown und Peter Murphy einen ungefährdeten 3:0-Erfolg.

 

Bryan Orritt wurde in diesem Spiel vom Platz gestellt und wurde damit zum ersten Spieler der Blues, dem dies in einem Europapokalspiel "gelang".

 

03.12.1956: Blues - Stadtauswahl Zagreb 3:0 ( : )

Blues: Merrick, Farmer, Allen, Watts, Green, Warhurst, Cox, Orritt (1), Brown (1), Murphy (1), Govan.
Zagreb: Irovic, Banozic, Crnkovic, Rezek, Horvat, Mantula, Benko, Conc, Jerkovic, Medved, Dvornic.

Zuschauer: 40.144


Endspiel um den Gruppensieg in Rot und Weiß

Am 17. April 1957 kam es im St. Andrew's zu einem echten Endspiel um den Gruppensieg gegen Inter Mailand und damit um den Einzug ins Halbfinale. Aus Höflichkeit wurde den Gästen aus Italien erlaubt, in ihren traditionellen blau-schwarzen Trikots zu spielen. Birmingham lief in rot-weißer Kluft aufs Feld.

 

Während es in der Meisterschaft einfach nicht rund laufen sollte, feierten die Blues im Europapokal einen Riesen-Erfolg. Das Starenemble aus Mailand, welches nach dem Flugzeugunglück des AC Turin im Jahr 1949 bewusst eine 24stündige Land- und Wasseranreise in Kauf nahm, konnte vor 35.000 Zuschauern dank des zweifachen Torschützen Alex Govan mit 2:1 (1:0) geschlagen werden.

   

17.04.1957: Blues - Inter Mailand 2:1 (1:0)

Blues: Merrick, Hall, Green, Watts, Smith, Warhurst, Astall, Kinsey, Brown, Murphy, Govan (2).
Inter: Ghezzi, Fongaro, Glacomazzi, Bearzot, Bernadin, Nesti, Vonlanthen, Dorigo, Lorenzi, Skoglund, Campagnoli.

Zuschauer: 34.461


Das Halbfinale gegen Barca fand eine Saison später statt

Len Boyd und Gil Merrick
Len Boyd und Gil Merrick (Foto: www.bcfc.com).

Im Halbfinale hatten es die Blues mit dem damals schon großen FC Barcelona zutun. Und es sollte zu einem Drei-Spiel-Krimi mit elf Toren über einen Zeitraum von zweieinhalb Monaten kommen.

 

Am 23. Oktober 1957 - und damit 18 Monate nach Beginn des Wettbewerbs - war das katalanische Starensemble zunächst zu Gast in den kalten Midlands. Mittlerweile lief bereits die Saison 1957/58, die Blues standen nur auf Platz 15 in der First Divison. Die 30.000 Zuschauer im St. Andrews sahen einen spektakulären 4:3-Erfolg ihrer Blauen. 1:0 (Eddy Brown) - 1:2 - 2:2 (Bryan Orritt) - 2:3 - 3:3 (Peter Murphy): so die Torfolge bis zur Halbzeit. Danach traf Murphy noch einmal und die Überraschung war perfekt.

 

23.10.1957: Blues - CF Barcelona 4:3 (3:3)

Blues: Merrick, Farmer, Allen, Larkin, Smith, Watts, Astall, Orritt (1), Brown (1), Neal, Murphy (2).
Barcelona: Ramallets, Segarra, Gracia, Fltats, Olivella, Boach, Basora, Villaverde, Martinez, Evaristo, Tejada.

Zuschauer: 30.791

 

Beim Rückspiel am 13. November 1957 war zunächst einmal Staunen bei der englischen Delegation angesagt. Beim Berteten des gerade neugebauten Hans Gamper Stadions - heute besser bekannt unter dem Namen Nou Camp - erahnten die Blauen zunächst einmal nur, was sie später beim Spiel hier erwarten sollte. Bis acht Minuten vor Schluss hielten die Blues ihren Vorsprung aus dem Hinspiel, dann traf er doch, der Star der Katalanen. Ladislav Kubala, der Mann mit dem tschechischen, ungarischen und spanischen Pass, der Mann, der im Hinspiel noch gefehlt hatte, traf in das von Gil Merrick gehütete Tor.

 

Nach dem Abpfiff haderten die Engländer mit der Leistung des spanischen (!) Schiedsrichters, der einige Härten seiner Landsleute durchgehen ließ. Doch es nutzte nichts. Ein Entscheidungsspiel musste her, da es damals noch keine Verlängerung, geschweige denn Elfmeterschießen, gab.

 

13.11.1957: CF Barcelona - Blues 1:0 (0:0)

Barcelona: Ramallets, Segarra, Gracia, Olivella, Flotats, Verges, Basora, Evaristo, Martinez, Kubala, Tejada.
Blues: Merrick, Hall, Allen, Larkin, Smith, Neal, Astall, Kinsey, Brown, Murphy, Govan.

Zuschauer: 60.000

 

Spiel Nr. 3 fand am 26. November 1957 im Berner St. Jakob Stadion statt. Vor 20.000 überwiegend neutralen Zuschauern mussten die Blues erneut einen Treffer in der Schlussphase hinnehmen. Wieder war es Kubala, der zum 2:1 (1:0)-Endstand traf, nachdem Murphy kurz nach der Halbzeit den Führungstreffer der Katalanen aus dem ersten Abschnitt noch ausgleichen konnte.

 

26.11.1957: Blues - CF Barcelona 1:2 (0:1) in Basel

Blues: Merrick, Hall, Smith, Farmer, Watts, Neal, Astall, Orritt, Brown, Murphy (1), Govan.
Barcelona: Ramallets, Segarra, Gracia, Olivella, Flotats, Verges, Basora, Evaristo, Suarez, Kubala, Tejada.

Zuschauer: 20.000

 

Damit endete der erste Europa-Trip von Birmingham City. Und das mit viel Aplaus der Fachwelt und Anerkennung des Gegners. Nach 270 Minuten trennte beide Mannschaften gerade einmal ein Tor. Wie stark dieser FC Barcelona in diesem Jahr war, zeigt das Finalergebnis. In zwei Spielen setzten sich die Katalanen mit insgesamt 8:2 (2:2 und 6:0) gegen die Stadtauswahl Londons durch.

 

Für Birmingham City standen unter dem Strich des ersten Wettbewerbs vier Siege und ein Unentschieden bei 11:7 Toren. Im heimischen St. Andrew's gab es drei Siege in drei Spielen, darunter die beiden Siege gegen Inter Mailand und den FC Barcelona. Das Erreichen des Halbfinales war ein großer Erfolg.

 

Doch es sollte noch besser kommen...